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Rosenau auf Pächtersuche

Johannes Zeller hört spätestens im September auf

Das Jahr 2002 scheint in der Gastronomie eines Zeit des Wandels zu werden. Erst die Zwangsversteigerung der Fissler Post, dann der Pächterwechsel in der Alten Kanzlei. Jetzt hat auch Johannes Zeller von der Rosenau im Westen angekündigt, dass er aufhören wird.
Er sehe sich mehr als Macher und weniger als Gastronom, sagt Zeller, und „Zehn Jahre Rosenau sind genug“. Er wolle sich jetzt beruflich umorientieren, erklärt er. Was genau er künftig machen wird, verrät er nicht. Zeller deutet lediglich die Richtung an: Eventorganisation, Consulting. Dass es ihm wirklich Ernst ist, beweist seine Suche nach einem geeigneten Nachfolger. Fündig ist er bis jetzt aber noch nicht geworden.
Johannes Zeller ist, obwohl noch keine 40 Jahre alt, eigentlich aus der Stuttgarter Gastronomieszene nicht wegzudenken. Fast schon berühmt wurden er und sein früherer Partner Christoph Ulmer durch die legendäre Szenediskothek „das Unbekannte Tier“ im Metropol- Gebäude. Die Rosenau übernahmen sie am 1.Oktober 1992 und bauten sie gründlich um. Das mehr als 100 Jahre alte Lokal wart einst Heimat der Mundartbühne „Die Stäffelesrutscher“.
Nach der Wiedereröffnung im Mai 1994 etablierten Zeller und Ulmer die Rosenau als Speiselokal und Kulturkneipe zugleich. In dem großen Saal organisierten sie ein anspruchsvolles Kabarett- und Comedyprogramm. Michael Mittermeier hatte dort seine ersten Auftritte in Stuttgart, Ben Becker war Stammgast, wenn er in der Stadt war. Anke Engelke feierte den Abschluss ihrer Wochenshow-Tour in der Rosenau. Rezzo Schlauch die knappe Niederlage bei der OB-Wahl.
Allerdings gab es in der Rosenau auch immer wieder Probleme. Am Anfang kamen nur wenige Zuschauer, später stieg Christoph Ulmer aus und versuchte sich mit eigenen Projekten. Das leidige Geld spielte ebenfalls immer wieder eine Rolle. Die Stadt Stuttgart verweigerte Zuschüsse für das Programm. Schließlich reduzierte Zeller das Kulturangebot und vermietet den Saal mit Bühne verstärkt für Firmen- oder Familienfeiern, was deutlich einträglicher war. Und bei schönem Wetter im Sommer war die Rosenau- wie viele andere Lokale ohne großen Freibereich auch- regelmäßig etwas zu leer.
Schon im vergangenen Jahr hatte Zeller immer wieder angedeutet, dass er über eine Veränderung denke. Jedoch hatte man dabei eher spekuliert dass er irgendwo ein neues Lokal oder einen Club plant. Dass er ganz aus dem Gastronomiegeschäft aussteigen will, kommt nun ziemlich überraschend. Er werde in Stuttgart bleiben, erklärt Zeller. Und er wolle die Stadt wie in der Vergangenheit schon weiter mitgestalten.
Die Rosenau sei „sein Baby“, betont Johannes Zeller. Deswegen liegt ihm auch die Nachfolge sehr am Herzen. Man könne deshalb sicher sein, dass aus der Rosenau nicht der hundertste Grieche oder Italiener werde, sagt er. Vielmehr möchte er, dass das mittlerweile auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Lokal in seinem Sinne weitergeführt wird, vielleicht sogar wieder mit mehr Kulturprogramm. Bisher war seine Suche jedoch vergeblich.

iVon Jürgen Brand/i

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